Unser 'dienstältestes' Pferd ist Lindy. Wir haben gerade ihren zweiunddreißigsten Geburtstag gefeiert. Wenn sie nicht von Jahr zu Jahr mehr weiße Haare im Gesicht bekäme,
würde kein Mensch ihr das hohe Alter zutrauen. Vor allem, wenn sie an der Spitze der Herde auf die Weide galoppiert, was sie im Sommer regelmäßig jeden Morgen tut, fliegen die Jahre förmlich davon. Aus der Nähe sieht man natürlich schon, dass sie nicht mehr die Jüngste ist, aber ihr wahres Alter traut ihr niemand zu, der sie nicht kennt.

Lindy hat ihr ganzes Leben bei mir verbracht. Ihre Mutter Winnie war mein erstes eigenes Pferd,
das mir Stoff für unzählige Geschichten geliefert und mich mehr gelehrt hat als sämtliche Lehrbücher zusammen.
Auch Lindy war immer wieder als 'Stofflieferantin' tätig, allerdings fast ausschließlich im positiven Sinn. Sie war ein reizendes, zutrauliches Fohlen, eine ebenso über- wie sanftmütige Heranwachsende, eine Musterschülerin beim Anreiten und später ein arbeitswütiges, begeistertes Reitpferd.
Bei Reitkursen und auf Wanderritten war sie ein unschlagbarer, zuverlässiger Partner, unerschrocken, interessiert an allem Neuen, lauffreudig, zäh und zu jeder 'Schandtat' bereit. Für mich war sie ein Traumpferd ohne Abstriche.

Heute ist sie der allgemeine Liebling, genießt uneingeschränkte Narrenfreiheit und wird nach Strich und Faden verwöhnt. Hoffentlich noch viele Jahre lang.
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